Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) Wissenschaftler nerven Bundesregierung - aber gewollt

Die von den Vereinten Nationen verabschiedete Agenda 2030 mit ihren globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) gibt dafür den politischen Rahmen vor. Hier setzt die Arbeit des 1992 gegründeten Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) an.

Hauptgutachten „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ von 2019

In Gutachten soll der WBGU

• globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme analysieren,

• Forschung zur global nachhaltigen Entwicklung auswerten, Forschungsdefizite aufzeigen und Impulse für die Wissenschaft geben,

• im Sinne von Frühwarnung auf neue Problemfelder hinweisen,

• globale Nachhaltigkeitspolitik bewerten,

• Handlungs- und Forschungsempfehlungen geben.

Der WBGU ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium. Unabhängig bedeutet, dass der WBGU seine Themen weitgehend selbst bestimmt und Positionen entwickeln kann, die nicht notwendigerweise mit denen der Bundesregierung übereinstimmen. Im Verständnis einer offenen und demokratischen Diskurskultur in der Bundesrepublik Deutschland haben wissenschaftliche Beratungsgremien die Rolle von Impuls- und Ideengebern. „Gehen Sie uns ruhig weiter auf die Nerven“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel einst schmunzelnd auf einem Symposium des WBGU. Dahinter steht die Einsicht, dass die Entwicklung von Politik auch intellektueller Impulse bedarf und eines Langzeitblicks, der deutlich über eine Legislaturperiode hinausreicht – so hat der WBGU bereits 2003 das Gutachten „Energiewende zur Nachhaltigkeit“ veröffentlicht, die 2011 dann in Deutschland politische Realität wurde.

Viele politische Entscheidungen müssen getroffen werden, ohne dass das komplexe Wirkungsgefüge globaler Umwelt- und Entwicklungsprobleme in allen Einzelheiten verstanden ist. Der interdisziplinär arbeitende WBGU bietet politisch Verantwortlichen Orientierung. Er vermittelt komplexe Zusammenhänge, schätzt Risiken ein und schlägt ökologische wie sozioökonomische „Leitplanken” vor, die nicht überschritten werden sollten. Politikberatung zum globalen Wandel dient also dazu, eine fakten- und wissensbasierte politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung zu ermöglichen sowie Entscheidungsträgern das Handeln trotz Unsicherheiten zu erleichtern. Dabei geht es insbesondere um vorsorgende, wissenschaftsgeleitete Optionen, bei denen unumkehrbare, schwerwiegende Schäden für Mensch und Natur vermieden werden.

Eine der prägenden Wirkungen des WBGU liegt bis heute in der Verankerung des Begriffs der „Großen Transformation“ im öffentlichen Diskurs, der zentraler Gegenstand des WBGU-Gutachtens „Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ war. Der Begriff und das Konzept hat in der deutschen Politik (und auch darüber hinaus) auch im Zuge der Debatte um die Energiewende breiten Eingang gefunden und gehört heute zum selbstverständlichen Wortschatz von Bundesministern und Abgeordneten. Vor diesem Hintergrund hat der WBGU die nationale und internationale Debatte um die Transformation zur Nachhaltigkeit nicht nur wesentlich mit angestoßen, sondern weiterentwickelt und thematisch verbreitert. Die letzten veröffentlichten großen Gutachten sind „Die transformative Kraft der Städte“ (2016) und „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ (2019). Im November 2020 wird der WBGU ein neues Gutachten „Für eine globale Landwende: Von der Konkurrenz zum Mehrgewinn“ an die Bundesregierung übergeben.

 

WBGU

Luisenstr. 46, 10117 Berlin – Germany / wbgu@wbgu.de