Hessens Verkehrsminister Klimafreundliche Mobilität als Standortvorteil

Mobilität von Menschen und Gütern zählt zu den Voraussetzungen unseres materiellen Wohlstands. Für Hessen gilt das besonders, denn unser Bundesland ist nicht allein ein starker Industriestandort, sondern auch ein Logistikhub. In Hessen liegen Deutschlands verkehrsreichstes Autobahnkreuz, sein bedeutendster Flughafen und sein wichtigster Bahnhof.

Doch Mobilität produziert eben auch Lärm, Luftschadstoffe und Treibhausgase. In Hessen resultiert jede dritte Tonne CO2 aus dem Verkehr. Wir brauchen deshalb die Verkehrswende als Aufbruch in ein neues Verkehrssystem, das mehr Mobilität mit mehr Komfort und mehr Produktivität verbindet, aber weniger Belastungen verursacht. Kurz: das jeden jederzeit schnell und klimaschonend ans Ziel bringt.

"HESSEN WAR DAS ERSTE BUNDESLAND MIT EINEM EIGENEN FÖRDERPROGRAMM FÜR ELEKTROBUSSE"

Diese Notwendigkeit bleibt bestehen, auch wenn die Corona-Pandemie kurzfristig die Mobilitätsgewohnheiten beeinflussen mag. Es gilt, Mobilität neu zu begreifen: als vernetztes System, das alle Verkehrsmittel einbezieht und sie so eng und komfortabel verknüpft, dass attraktive Alternativen zum motorisierten Individualverkehr entstehen.

In Hessen entsteht dieses System bereits: Zwischen Frankfurt und Darmstadt ist Hessens erster Radschnellweg im Bau, in Frankfurt, Wiesbaden und Fulda fahren bereits Elektrobusse im Linienbetrieb. Schließlich war Hessen das erste Bundesland mit einem eigenen Förderprogramm für Elektrobusse. Flatrate-Angebote wie das 365-Euro-Schülerticket Hessen, das Landesticket für die Beschäftigten des Landes und das Seniorenticket für alle über 65 machen Busse und Bahnen bequem und preiswert nutzbar – inzwischen haben die Hälfte der Hessinnen und Hessen die Möglichkeit, auf diese Weise für umgerechnet einen Euro am Tag im ganzen Bundesland Busse und Bahnen zu nutzen.

Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Lärmschutz im Luftverkehr

Und es wird weitergehen. Wir werden Flatrate-Angebote weiter ausdehnen, das Schienennetz für den Nah- und Fernverkehr in Hessen wird in den nächsten Jahrzehnten mit einer Rekordsumme ausgebaut. Im nicht-elektrifizierten Taunusnetz werden bald Brennstoffzellenzüge CO2-freien Bahnverkehr ermöglichen.  

Eine besondere Herausforderung bleibt der Gütertransport, denn noch auf lange Zeit wird ein beträchtlicher Anteil des Schwerlastverkehrs auf die Straße entfallen. Hier aber kommen batterieelektrische Antriebe an ihre Grenzen. Hessen engagiert sich deshalb für die Erprobung von Alternativen: Auf der A5 zwischen Darmstadt und Frankfurt wurde die bundesweit erste Teststrecke für Oberleitungs-Lkw eingerichtet. Am anderen Ende der Lieferkette werden in vielen Kommunen City-Logistik-Konzepte mit elektrischen Lastenrädern erprobt.

Eine zweite Herausforderung ist der Flugverkehr. Gegenwärtig scheinen synthetische Kraftstoffe –  erzeugt mit Hilfe von Wind- oder Solarstrom – die einzige Möglichkeit, die CO2-Bilanz der Verkehrsluftfahrt signifikant zu verbessern. Hessen hat daher zu Jahresbeginn ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Lärmschutz im Luftverkehr eingerichtet. Seine vordringliche Aufgabe ist es, eine Strategie zum Aufbau einer Pilotanlage zur Herstellung solcher Kraftstoffe auszuarbeiten.

Mobilitätspolitik ist Wirtschaftspolitik. Nicht nur, weil keine Schraube, kein Auto, kein Windradflügel produziert werden kann, wenn die Beschäftigten und die Materiallieferungen nicht in der Fabrik ankommen. Sondern auch, weil innovative Mobilitätslösungen weltweit gefragt sind. Hessen hat den Anspruch, auf diesem Gebiet ganz vorne mitzuspielen.

TEXT Tarek Al-Wazir