Perspectives & VoicesHeimat reloaded – „The Länd“

Das Bundesland Baden-Württemberg – Heimat der Schwaben und Badener – gibt sich einen neuen Slogan. „The Länd“ soll in den nächsten Jahren zunächst national, bald aber auch international für neue Sympathien für das Bundesland im Südwesten der Republik werben. Baden-Württemberg ist laut Wikipedia das deutsche Land mit den höchsten Exporten, der zweitniedrigsten Arbeitslosenquote, dem vierthöchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, den meisten angemeldeten Patenten pro Kopf und den absolut und relativ höchsten Forschungs- und Entwicklungsausgaben.

MUSS HEIMAT FÜR SICH WERBEN?

„Wir können alles neu erfinden, auch uns selbst", gehört zu den begleitenden Slogans – eine Hommage an den bundesweit erfolgreichen Spruch: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, den „The Länd“ nun ablöst. Aus dem international unaussprechlichen Baden-Württemberg soll zumindest für Marketing-Zwecke „The Länd“ werden. Der Südwest- Staat will sich damit als führender Hightech-Standort genauso profilieren wie als Region mit hoher Lebensqualität. „Es hat, glaube ich, keine 30 Sekunden gedauert, bis mir klar war: Das ist es, das passt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Rahmen der Vorstellung des Slogans letzten November in Stuttgart. „The Länd“ versteht nun wirklich jeder, ist selbstbewusst und lässt ein wenig Selbstironie aufblitzen. Baden-Württemberg lässt sich die Kampagne zunächst € 21 Mio. kosten – vielleicht nicht sehr viel, um eine Marke international sichtbar werden zu lassen. Geplant sind € 7 Mio. jährlich über zunächst drei Jahre. Ab 2022 auch international – in London sollen z.B. Taxen mit dem Aufdruck fahren. Über den Erfolg wird die Präsenz und konkrete Umsetzung auch auf den internationalen Zielmärkten entscheiden.

FACHKRÄFTE ANWERBEN

The Länd hat nach Aussage seiner Wirtschaftsministerin Nicole Kraut-Hoffmeister aktuell pro Jahr 20 000 bis 50 000 Fachkräfte zu wenig, der Slogan soll auch helfen, den Zungenbrecher Baden-Württemberg für Auswärtige leichter zu fassen. Was ist dann einer der Hauptzwecke der Kampagne? Die Anwerbung von Fachkräften. Das Bundesland ist in der Phase der Umstellung seines wirtschaftlich stärksten Bereichs, der Automobilindustrie, auf die Anforderungen des nächsten Jahrzehnts, weg vom Verbrenner und hin zur Elektromobilität und Wasserstoff. Hiervon ist ein Großteil der Industrie betroffen, auch die Zulieferer. Die Zeit läuft, Volkswagen in Niedersachsen macht es vor. Ziel dieser Dachmarkenkampagne soll es sein, das Bundesland im starken Wettbewerb um die besten Köpfe national und international besser zu positionieren. Vielleicht spielt dabei eine Rolle, dass der Südweststaat anders als der Nachbar Bayern immer um sein Image kämpfen muss. Wirtschaftlich gleichwertig – aber das bayerische Lebensgefühl wird bisher nicht auf The Länd übertragen. Dabei steht der Südwesten in Genussund Kulturangeboten Bayern nicht nach, noch immer ist The Länd ein Zentrum auch der Sterneköche. So wirkt auch Douce Steiner, einzige Zwei-Sterne-Köchin Deutschlands vom Restaurant/Hotel „Hirschen“ in Sulzburg am Neckar, an der Kampagne mit.
Die neue Sympathiekampagne löst die selbstironische Vorgängerkampagne mit dem Motto „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ ab, die 1999 und damit vor 22 Jahren (!) aus der Taufe gehoben wurde. Diese war, allen Unkenrufen zum Trotz, erfolgreich, der Spruch hat sich in vielen Köpfen festgesetzt. Lassen wir in Zukunft The Länd auf uns wirken.