Deutsches Technikmuseum Berlin Vom Ochsenkarren zum Luxusauto

Der mobile Mensch: Verkehrsmittel, Stadtleben, Umweltfolgen

Elf Themeninseln geben Einblicke in die Welt des Reisens und der Autorennen, informieren über geniale wie gescheiterte Erfindungen und illustrieren den Weg in die automobile Gesellschaft. Die Ausstellung porträtiert Menschen, die auf besondere Weise mit der Geschichte der Mobilität verbunden sind. Rote Kästen an den Wänden überraschen beim Öffnen mit kuriosen Exponaten wie dem Wackel-Elvis. Wimmelbilder laden auch Kinder zum Entdecken ein. Eine Comic-Strecke und ein Hörspiel begleiten Besucher durch die Ausstellung. Großformatige Fotografien der Künstlerin Charlotte Sonntag bringen eine zusätzliche Perspektive zum Thema Mobilität ein. Die stimmungsvollen Nachtaufnahmen zeigen das Tempo und die Lebendigkeit, die erst der Verkehr in die Statik des gebauten Stadtraumes bringt.

Die Ausstellung „Mensch in Fahrt“ schlägt einen Bogen vom vorindustriellen Ochsenkarren bis zur massenhaften Verbreitung des Autos im 20. Jahrhundert.

Masse versus Klasse

Die Erfindung des Automobils vor über 125 Jahren hat die Welt nachhaltig verändert. Sein Siegeszug war anfangs alles andere als sicher. Gottlieb Daimler, der Erfinder des ersten vierrädrigen Kraftfahrzeuges mit Verbrennungsmotor, schätzte noch 1901: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Tatsächlich konnte sich lange Zeit nur eine gutbetuchte Minderheit ein Automobil und gegebenenfalls den dazu gehörigen Chauffeur leisten. In der Ausstellung stehen Fahrzeuge wie der Benz 21/50 von 1914 oder der Mercedes Nürburg von 1929 für diesen Luxus.

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Elektro-Fahrzeuge gebaut. Die von AEG und Siemens produzierten Akkumulatoren waren jedoch noch nicht ausgereift und sehr schwer.

„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“

Der Luxuscharakter des Automobils änderte sich in den USA bereits vor dem Ersten Weltkrieg. 1908 brachte Henry Ford einen Kleinwagen auf den amerikanischen Markt: das Modell T. Durch die Einführung der Fließbandfertigung 1913 konnte er den Preis deutlich senken und Autos ohne Chauffeur auch für Normalverbraucher erschwinglich machen. Der Ford T, auch Tin Lizzie genannt, galt mit 15 Millionen Exemplaren lange Zeit als meistverkauftes Auto der Welt, bis der VW Käfer ihn 1972 von Platz eins ablöste. Insgesamt wurden bis zum Produktionsende 2003 ganze 21.529.464 VW Käfer hergestellt. Ein digitales Fotoalbum zur Produktion bei VW sowie kurze Filme lassen den Käfer lebendig werden und belegen seine Popularität.

Ob als Beweis von technischer Kompetenz oder spannendes Erlebnis, Rennfahrten mit Automobilen polarisieren seit jeher.

Elektromobilität und Autos aus Berlin

Eine der Schattenseiten dieser Massenproduktion war und ist der weltweit zunehmende Verkehr und die dadurch verursachte Luftverschmutzung, was wiederum der Elektromobilität Konjunktur verschafft. Elektroautos sind allerdings keine Erfindung der Neuzeit. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts versorgten die Berliner Elektrokonzerne AEG und Siemens komplette Taxiflotten und kommunale Fuhrparks mit Akkumulatoren. Diese waren jedoch noch zu schwer und nicht ausgereift. In der Ausstellung sind einige der frühen Elektrofahrzeuge wie der Slaby-Beringer Kleinstwagen von 1921 und ein Hansa-Lloyd Lastwagen von 1935 zu sehen.

In den 1950er Jahren begann die automobile Massenproduktion. Der VW Käfer und die Ente von Citroën wurden millionenfach gebaut.

50 Automarken Berliner Herkunft belegen, dass die Hauptstadt vor dem Zweiten Weltkrieg in der Fahrzeugproduktion und -forschung eine führende Rolle spielte. Einige der Marken sind in der Ausstellung vertreten. Hierzu gehören beispielsweise NAG, Bergmann, Weise und Protos. Ein Highlight, der Rumpler-Tropfenwagen aus Berlin, ist in der Luftfahrtausstellung zu sehen.