Bitkom Digitale Mobilitätswende für lebenswerte Städte der Zukunft

Seit Jahren beobachten wir weltweit einen Trend zur Urbanisierung. 2018 stellte ein Bericht der Vereinten Nationen (UN) fest, dass mittlerweile über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt. Laut des Berichts gehen die UN davon aus, dass bis 2050 sogar fast 70 Prozent der Weltbevölkerung im urbanen Raum leben wird (UN 2018). Obwohl diese Entwicklungen einerseits große Chancen bieten, stellen sie Städte und Gesellschaft andererseits vor enorme Herausforderungen. Durch die steigende Bevölkerungsdichte sind Stadtbilder weltweit zunehmend geprägt von verstopften Straßen, Luftverschmutzung und fehlenden öffentlichen Verkehrsmitteln. Jedoch wollen Städte trotz des starken Zuwachses auch weiterhin einen attraktiven Lebensraum für ihre Bewohner:innen bieten, um langfristig lebenswert zu bleiben. Die Attraktivität einer Stadt bemisst sich nicht nur an der Verfügbarkeit von Wohnraum, Arbeit und einer guten Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung, sondern vor allem auch daran, wie komfortabel und effizient diese zu erreichen sind. Eine zentrale Stellschraube für eine lebenswerte Stadt ist also Mobilität. Diese ist bislang überwiegend von Individualverkehr, vor allem von Pkws, geprägt. Um jedoch ein nachhaltiges Verkehrssystem in Städten zu schaffen, gilt es, genau davon wegzukommen und hin zu multi- und intermodalen Mobilitätskonzepten zu gelangen. Wir brauchen also eine echte Mobilitätswende!

Nathalie Teer, Referentin Mobility beim Bitkom

Dies sehen auch die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die hieran geknüpften 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) vor: Noch in diesem Jahrzehnt soll der Zugang zu sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Verkehrssystemen für alle ermöglicht werden. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf einer verbesserten Sicherheit im Straßenverkehr sowie insbesondere dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Ein ambitioniertes Ziel, das nur dann erreicht werden kann, wenn zwei Kernaspekte gemeinsam gedacht werden: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Konkret bedeutet das, dass wir eine intelligente Verkehrsplanung brauchen, die Mobilitätsbedürfnisse und somit den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Dies gelingt dann, wenn Mobilität zu einem Gesamtkonzept vernetzt wird. Hierfür müssen nicht nur innovative und datengetriebene Mobilitätsdienstleistungen wie Car- und Bikesharing sowie Ride-Pooling gefördert werden, sondern auch bereits vorhandene Angebote insbesondere im öffentlichen Personenverkehr miteinander vernetzt werden.

Digitalisierung der Infrastruktur stärker vorantreiben

Ziel muss es sein, durch digitale Technologien ein intermodales Mobilitätsangebot zu schaffen, das es ermöglicht, verkehrsträgerübergreifend von A nach B zu gelangen – im besten Fall durchgängig buchbar und bezahlbar. Gleichzeitig muss die Digitalisierung der Infrastruktur stärker vorangetrieben werden, denn sie ist essenziell für eine effiziente Verkehrssteuerung. Intelligente Ampel- und Parkleitsysteme sowie in der Infrastruktur verbaute Sensorik tragen zu einer besseren Verkehrssteuerung bei, die Staus vermeidet und somit Klima und Umwelt schont. Und nicht nur das: Eine intelligente Infrastruktur kommuniziert auch mit allen Verkehrsteilnehmer:innen und zwar nicht nur mit Autos und Bussen, sondern auch mit Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen. Das trägt zu einer signifikanten Verbesserung der Sicherheit für alle bei.

Schlussendlich muss Mobilität also so gestaltet werden, dass sie Raum für Grünflächen, Begegnung, Kultur und Entspannung schafft und Menschen zugleich komfortabel, günstig und sicher von Tür zu Tür bringt. Durch ein digitales und vernetztes Konzept kann ein Mobilitätssystem geschaffen werden, das die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Verkehr verschwimmen lässt und motorisierten Individualverkehr überflüssig macht. Angesichts der rasant ansteigenden Bevölkerungszahlen insbesondere in Städten muss dieses Zielbild im Sinne des Klimaschutzes und der Lebensqualität jedoch zügig erreicht werden. Hierfür müssen weltweit nicht nur Anreize geschaffen werden, sondern auch politisch und finanziell die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden.

TEXT Nathalie Teer

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