Am 7. November 1918 wurde in München die Revolution ausgerufen und die Regentschaft der Wittelsbacher nach 800 Jahren beendet; Bayern wandelte sich von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Demokratie. Wirklich frei wurde Bayern 1918 nicht, denn es hatte seine Souveränität bereits 1871 an das Deutsche Reich verloren und nie mehr zurück gewonnen. Es wurde lediglich frei von einer Dynastie, die Bayern nie repressiv regiert hatte, sondern bereits im 19. Jahrhundert die Fundamente legte für die kulturelle und wissenschaftliche Führung des Landes. S.K.H. Max Herzog in Bayern saß beim Staatsakt als Ehrengast in der ersten Reihe des Parketts.

Ein Jahr der politischen Disruption – so würde man heute 1918 bezeichnen. Das Schlachten auf den Schlachtfeldern war beendet, Millionen Lebensläufe waren zerbrochen. Aus den Trümmern der k.u.k. (kaiserlich und königlich) Monarchie und des Zarenreichs erhoben sich neue Staaten: Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Polen, die Tschechoslowakei, Estland, Lettland und Litauen; diese wurden wirklich zu Freistaaten. Die Festredner des Staatsakts beschränkten sich bei ihren Ansprachen auf den Horizont des „Mia-San-Mia“. Die gerade neu gewählte Landtagspräsidentin Ilse Aigner betrachtete die Errungenschaften der Vergangenheit als gute Basis für die Zukunft Bayerns. Ministerpräsident Dr. Markus Söder kennzeichnete Bayern als optimistisch, gelassen und modern, ohne Hinweis auf Laptop und Lederhosen. Als fränkischer Pietist schloss er seine Rede mit der Bayern-Hymne: „Gott mit dir du Land der Bayern“.

Der Historiker Prof. Dr. Ferdinand Kramer referierte dann über „Orte der Demokratie in Bayern“ und moderierte ein Gespräch mit Stipendiaten der Stiftung Maximilianeum, die im Übrigen von König Maximilian II, gegründet wurde. Diese Edel-Studenten bekannten sich –bei aller Liebe zu Bayern – ausdrücklich zu Europa als Feld der politischen Zukunft. Der Staatsakt endete mit den Hymnen, gespielt vom Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters.

TEXT Dr. Helmut Schmidt