BUSINESS HEADS & HIDDEN CHAMPIONS Trendsetter für Weißbier in Deutschland

 

DM: Herr Maisel, Ihr Unternehmen wurde bereits 1887 in Bayreuth gegründet und hat sich seitdem von einer Regionalbrauerei zu einer der führenden Weißbierbrauereien Deutschlands entwickelt. Was waren die Meilensteine in der Firmengeschichte?

Jeff Maisel: Jede Maisel-Generation hat wichtige Meilensteine hinterlassen. Der wohl bedeutendste war die Erfindung des „Champagner-Weizen“ durch meinen Vater und Onkel 1955. Die heutige Maisel’s Weisse wurde seitdem zum Trendsetter für Weißbier in Deutschland und aus unserer regionalen Brauerei Gebrüder Maisel wurde eine anerkannte Weißbierbrauerei, deren Biere auch über die Grenzen Deutschlands geschätzt werden. Heute darf ich unser Familienunternehmen in vierter Generation führen.

DM: Bekannt wurde Ihr Unternehmen vor allem durch die Weizenbiermarke „Maisel’s Weisse“. Erzählen Sie uns etwas darüber.

JM: Wir brauen Maisel’s Weisse in den fünf Sorten Original, Leicht, Kristall, Dunkel und Alkoholfrei. Mit seiner rötlich leuchtenden Bernsteinfarbe und dem fruchtig-frischen Geschmack hebt sich Maisel’s Weisse deutlich von anderen Weißbieren ab. Der frische Geruch nach feiner Hefe und angenehmen Fruchtnoten verbindet sich beim Antrunk mit der milden Würze aus Malz-, Frucht- und Nelkenaroma mit einer Nuance Muskatnuss. Im Nachgang entfaltet sich dann das für Maisel’s Weisse typische, leicht fruchtige, würzige Weißbier-Aroma.

Keine andere Biersorte transportiert das bayerische Lebensgefühl, den weiß-blauen Himmel und die sommerliche Erfrischung so gut wie Weißbier. Schon längst verbinden Bierkenner – auch über den Weißwurstäquator hinaus – geselliges Beisammensein, genussvolle Biergartenbesuche und entspannte Urlaubsstimmung mit dem Nationalgetränk der Bayern. Daher kommt ein richtiges Weißbier für den wahren Fan natürlich aus Bayern. Maisel’s Weisse ist ein starkes Stück bayerischer Biertradition und wird gebraut für Genussmenschen, die Lust auf ein junges, frisches Weißbier haben und das Leben auf eine gepflegte Art und „Weisse“ zelebrieren möchten.

DM: Welche Produkte verkaufen sich noch besonders gut?

JM: Mit der Marke Maisel & Friends sind wir seit 2012 einer der Vorreiter im immer stärker wachsenden Segment der Edel- und Craftbiere in Deutschland. Hier entstehen neue, kreative Interpretationen internationaler Biertypen, die überraschende Geschmackserlebnisse bieten und für die besonderen Genussmomente gebraut werden, zum Beispiel Pale Ale oder IPA. Daneben versuchen wir auch immer wieder mit neuen Weißbier-Innovationen zu überraschen, denn das ist uns eine Herzensangelegenheit und ich bin und bleibe Weißbierbrauer mit Leib und Seele. Mit seinem besonderen Geschmacksprofil bietet Weißbier auch die perfekte Grundlage für kreative Neuinterpretationen.

DM: Ihr Unternehmen ist eng mit der Region Oberfranken verbunden, die weltweit die höchste Brauereidichte aufweist. Was bedeutet die regionale Identität für Sie?

JM: Unsere Heimat Bayreuth ist uns sehr wichtig und wir zeigen voller Stolz unsere Herkunft auf den Etiketten. Der Großteil unserer Mitarbeiter kommt von hier und für uns ist die nachvollziehbare Herkunft ein wichtiges Qualitätskriterium.

Unsere Unternehmensvision lautet: „Unsere Heimatstadt Bayreuth soll der Ort erlebbarer, handwerklicher Braukultur sein.“ Mit „Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt“ und der Gastronomie Liebesbier haben wir dafür schon ein wichtiges Fundament gelegt.

DM: Seit zwei Jahren gibt es nun, wie von Ihnen gerade angesprochen, „Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt“, die sich aus dem Brauereimuseum, der Gastronomie „Liebesbier“ sowie dem Sudhaus der „Maisel & Friends“ Brauwerkstatt zusammensetzt. Was wird den Kunden hier geboten?

JM: „Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt“ befindet sich im ältesten Gebäude unserer Brauerei aus dem Jahr 1887. Nach drei Jahren Planungs- und Bauzeit haben wir dem alten Gemäuer wieder Leben eingehaucht und im Frühjahr 2016 neu eröffnet. Die Besucher tauchen nun ein in die unvergleichliche Atmosphäre aus vier Generationen Brautradition, modernem Brauhandwerk und der Leidenschaft für außergewöhnliche Bierspezialitäten. Tradition trifft hier auf Innovation und Moderne.

Im historischen Gebäude befindet sich neben „Maisel’s Brauereimuseum“, das als „umfangreichstes Biermuseum der Welt“ im Guinness-Buch der Rekorde steht, auch die „Maisel & Friends Brauwerkstatt“. Die Kreativbrauerei ist mit einem 25 Hektoliter Sudwerk ausgestattet. Die neue Brauwerkstatt ist keineswegs nur für Showzwecke gedacht – in der voll funktionsfähigen Kleinbrauerei werden pro Jahr 10.000 Hektoliter Craftbier gebraut. Hier werden die Maisel & Friends Biere kreiert, kreative Collaboration- Sude gebraut und neue Bierspezialitäten entwickelt. Die Besucher können dort handwerkliche Braukunst und den kompletten Brauprozess live erleben – von der Malzschroterei über Sudhaus und Gärkeller bis zur Holzfassreifung.

In der Gastronomie „Liebesbier“ sitzen die Gäste inmitten der Brauerei und können den Braumeistern bei der Arbeit zusehen und das Bier genießen, das dort gebraut wurde. In der modernen und innovativen Gastronomie dreht sich alles um Bier und Handwerk: 21 Biere vom Fass und etwa 100 aus der Flasche zeugen von unserer absoluten Bierverliebtheit und auch von ein wenig Pioniergeist. Auf insgesamt 4500 Quadratmetern gilt es viel zu entdecken. Neben verschiedenen Tagungs- und Seminarräumen gibt es den Maisel’s Bier-Shop. Dort können sich die Besucher auch mit Bier für zu Hause eindecken oder an einem Biertasting mit unseren Biersommeliers teilnehmen.

DM: Die vielen verschiedenen Biere im Liebesbier stammen aber nicht alle aus Ihrer Brauerei. Warum bieten Sie auch Bier von der Konkurrenz an?

JM: Der Name Liebesbier kommt nicht von ungefähr. Die Räume verströmen die Liebe zum Brauhandwerk. Im Liebesbier möchten wir die wunderbare Biervielfalt zeigen und die Gäste lieben es, zu probieren und sich über die unterschiedlichen Geschmäcker auszutauschen.

Neben typisch fränkischen und klassisch bayerischen gibt es auch moderne Edel- und Craftbiere aus aller Welt. Es gibt natürlich nicht nur Maisel-Bier, sondern auch Bierspezialitäten von befreundeten Brauereien. Es war kein Problem für mich, auch Biere von anderen Brauern anzubieten – ganz im Gegenteil. Vor allem in der Craft-Brauerszene geht es nicht um Konkurrenzdenken und kampfeslustige Ellenbogen – im Fokus stehen das Miteinander, die Biere, deren Qualität, Geschmack und die Vielfalt. Wir helfen und inspirieren uns gegenseitig und unterstützen die anderen Brauer.

DM: 2017 gewann die Brauerei Gebr. Maisel den „Hidden Champion“-Award von n-tv in der Kategorie „Marke“. Im Mai dieses Jahres kam der „International Craft Beer Award“ dazu. Über welchen Preis haben Sie sich am meisten gefreut?

JM: Es ist natürlich eine große Ehre, einen Preis oder eine Auszeichnung zu bekommen und wir freuen uns immer sehr darüber, denn es ist der Lohn harter Arbeit aller Kollegen. Aber eigentlich stehen wir gar nicht so gerne im Mittelpunkt. Für uns ist es wichtig, einfach gutes Bier zu brauen. Awards sehen wir daher als Ansporn, auch weiterhin Gas zu geben, und als eine tolle Motivation für unsere Mitarbeiter.

DM: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?

JM: Mit dem Führungskreis der Brauerei gehen wir jährlich Schritt für Schritt unsere Strategie durch, klopfen mögliche Zukunftstrends ab und überlegen, welche Bedürfnisse und Wünsche unsere Kunden haben. Daraus leiten wir ab, wie wir uns für die Zukunft aufstellen müssen und ob Kurskorrekturen nötig sind.

Wir treten nie auf der Stelle, sondern überraschen unsere Kunden mit immer neuen Innovationen und natürlich leckeren Bierspezialitäten. Daneben investieren wir in die Brauerei sowie Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt.

DM: Herr Maisel, vielen Dank für Ihre Zeit.

 

INTERVIEW  Markus Feller